Shopify Erfahrungsbericht: Swagwine

Die beiden Swagwine-Inhaber Markus und Sven über abgefahrene Weinetiketten, Shopify und ihre ganz eigene Nische

Wer könnte unseren Lesern einen authentischeren Einblick in die Arbeit mit Shopify bieten, als jemand der selbst einen erfolgreichen Onlineshop auf Basis von Shopify betreibt?

swagine.de ist uns bei unserer Recherche nach schicken, außergewöhnlichen Shopify-Stores aufgefallen. Im Interview berichten Markus und Sven von ihrem Online-Weinhandel und warum ihr Store ganz bewusst so anders ist, als die anderen.

Swagwine

Sven & Markus

www.swagwine.de

Hallo ihr beiden! Bitte stellt euch und euer Projekt kurz vor.

Wir sind Sven und Markus von Swagwine, einem Onlineshop für Craft-Weine. Wir haben beide seit 10, 15 Jahren Wein als Hobby und haben immer mal wieder überlegt, was man so nebenbei selbstständig machen könnte. Ich hätt am liebsten 'ne Weinbar aufgemacht, aber das ist nebenberuflich nicht so möglich.

Onlineshops für Wein gibt es wie Sand am Meer. Da war dann die Frage: Wie differenziert man sich?

Da kamen dann ein paar glückliche Umstände dazu. Ich bin ganz gut mit den Medienagenten bekannt, die ziemlich abgefahrene Weinetiketten designt haben, wie den Blutsbruder und den Pornfelder. Dann gab es da noch die Sachen von Marco Zanetti, der ähnliche Sachen gemacht hat.

Das Thema „Guter Wein mit abgefahrenen Etiketten“ hatte noch keiner besetzt und wir haben uns gesagt: Warum nicht?!

Und dann haben wir das angemeldet und gemacht.

Das heißt, ihr betreibt im Prinzip ganz klassischen Weinhandel?

Genau. Klassischer Handel, kein Dropshipping. Wir kaufen den Wein ganz normal zu, haben den bei uns im Keller und verkaufen ihn von dort, ganz so, wie man sich so ein Nebengeschäft vorstellt. Die erste Frage die immer kommt, ist: „Macht ihr die Etiketten alle selber?!“ Nein, machen wir nicht. Den Großteil der Weine kann man bei den Winzern genau so beziehen. Aber es gibt auch Etiketten, die wir mit eigenen Künstlern in Zusammenarbeit mit den Winzern entworfen haben. Auch den Wein haben wir teilweise selbst mitkreiert und haben somit „eigene“ Weine im Shop.

Was wir auch versuchen, ist unseren Kunden die Weinwelt etwas leichter zu machen, in dem wir eine Vorauswahl treffen und so die Komplexität des Angebots rauszunehmen. Wir nehmen nicht von jedem Winzer alles ins Programm.

Screenshot aus dem Swagwine-Shop

Und euren Shop habt ihr direkt mit Shopify umgesetzt?

Shopify war relativ schnell als gute Lösung identifiziert und ist in dem Bereich ja auch irgendwie immer noch konkurrenzlos. Wir haben uns das angeschaut und schnell gemerkt: Damit kommen wir schnell auf den Markt, ohne einen riesigen Grundinvest in das technische Setup machen zu müssen. Es war alles verhanden was wir uns vorgestellt haben und hat mit den zusätzlichen Tools auch schnell und einwandfrei geklappt.

Auch kniffligere Dinge wie die Grundpreise konnten wir leicht über eine dynamische Formel realisieren.

Da ist Shopify einfach mächtig. Man kann Dinge mit geringen Programmierkenntnissen sehr schnell umsetzen. Genau das liebe ich an Shopify.

Fotografie ist eh ein Hobby von mir, davon lebt unser Shop ja auch. Die Gestaltung des Shops war easy, das Einzige was echt schwierig war und lange gedauert hat, waren die Anpassungen für die EU- bzw. deutsche Gesetzgebung ...

... allein unsere 28 seitige Datenschutzerklärung spricht davon Bände! 😃 Wir haben damals genauso lange für den rechtlichen Teil gebraucht, wie für den Onlineshop selbst.

Insgesamt waren es drei Monate, bis wir wirklich live waren. Das ist an sich nicht so lange, aber gemessen daran, dass man sich mit Shopify eigentlich in zwei Tagen einen Shop zusammenklicken kann, dann doch.

Euer Shop sticht optisch, vor allem in Bezug auf eure Branche, sehr stark hervor. Warum?

Online Wein zu verkaufen ist nicht einfach, da die Leute sich nicht mal eben hinsetzen und den Wein probieren und dann mitnehmen können. Wein ist ja auch ein Lifestyleprodukt. Gerade die Weine, die wir im Sortiment haben verkörpern das auch und das muss man dann dementsprechend vermitteln.

Deswegen versuchen wir eben die Geschichte über Bild und Text zu transportieren und den Wein auf einer nichtgeschmacklichen Ebene geschmacklich rüber zubringen.

Die einzigen, die das Lifestylethema so richtig aufgreifen, sind die modernen alkoholischen Getränke wie Craft Beer, Gin und so weiter. Wenn man einfach mal zwanzig Weinseiten nebeneinander aufmacht und unsere dazu, dann wird relativ schnell klar, dass bei uns irgendwas anders ist. Die schwebenden Flaschen und alleine schon die Farben: Türkis und ein knalliges gelb, kein cleaner, weißer Store mit Sepiabildern.

Normalerweiße ist so ein Weinshop in 95% aller Fälle einfach nur ein erweitertes Ladenregal. Flasche frontal fotografiert, dazu der Preis und die rechtlich notwendigen Angaben. Dazu dann am besten nocht der Satz: „Veganer Wein, passt zu Fisch und Fleisch.“ Da merkt man dann schnell, wie viel Mühe die Verkäufer sich geben.

Das ist nicht unser Ding, wir wollen andere Leute ansprechen. Was uns offensichtlich auch gelingt!

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Wie war die Resonanz aus der Weinwelt?

Am Anfang gab es ganz oft die Diskussion: „Der Wein kann ja nix sein, deswegen muss man ein cooles Etikett drauf machen!“. Natürlich nicht! Ich schau mir die Flasche nicht nur an, ich will sie auch trinken! Es gibt eben viele dieser oldschool-Weinfreaks, die denken, wenn es modern und cool aussieht, kann der Inhalt nix sein. Damit wollen wir natürlich aufräumen!

Qualität ist ein ganz wichtiger Aspekt bei uns. Ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass das logisch ist. Aber die Leute kennen uns ja nicht. Und das hat uns dann auch dazu bewogen, unser Logo anzupassen und den Slogan mit unseren drei Kernthemen „Crafted Quality & Style“ mit aufzunehmen.

So haben wir auch eine schöne Story, die wir erzählen können: Drei Kernthemen, daher das Dreieck. Swag ist das was den meisten Weinen fehlt, daher fehlt ein kleines Dreieck. Wir sind das fehlende Dreieick.

Das Thema Qualität hat auch dazu geführt, dass wir uns nicht im Supermarkt-Preissegment bewegen. Wir steigen bei einem Flaschenpreis von 7,50 € ein, weil wir eben sagen: Qualität darf auch was kosten! Deswegen nehmen wir auch Weine, die in jeder Hinsicht auch preislich in ein qualitatives Spektrum passen. Das geht hoch bis 70, 80 Euro.

Nicht nur weil es super Weine sind, sondern auch um klar zumachen, dass schicke, stylische Etiketten nichts mit dem Niedrigpreissegment zu tun haben.

Screenshot aus dem Swagwine-Shop

Wie finden eure Kunden zu euch?

Wir verknüpfen Online- und Offlinemarketing. Online kommen viele über die organische Googlesuche zu uns. Das sind dann meistens Gelegenheitskäufer die nach einem ausgefallenen Wein suchen und dann bei uns fündig werden. Wir bieten auch Wein-Abos an und haben da einige Stammkunden und außerdem eine ziemlich aktive Facebook-Community. Auch bei Instagram sind wir aktiv, aber das ist für uns teilweise zu international, da wir ja nur innerhalb Deutschlands liefern.

Unsere besten Kunden haben wir offline gewonnen. Wir machen öfters Veranstaltungen, hier im Umkreis und lokal.

Zweimal im Jahr machen wir bei uns ein größeres Tasting, bei dem wir 20 Weine aufmachen. Dadurch entwickeln sich Stammkunden und mit denen machen wir dann unseren Umsatz.

Wenn jemand deinen Wein probiert hat und verstanden hat, dass unsere Weine gut aussehen und gut schmecken, dann ist die erste Hürde überwunden und die Leute kaufen gerne wieder, da das Vertrauen einfach da ist. Wenn jemand auf einem Tasting bei uns war und sechs, sieben Weine probiert hat die funktioniert haben, dann kauft derjenige auch mal blind einen Wein der einfach nur optisch gefällt.

Was bringt die Zukunft für Swagwine — irgendwelche konkreten Pläne?

Wir haben natürlich noch ganz, ganz viele Ideen, was man noch so machen könnte. Aber wir machen das nebenberuflich, da ist Zeit ein wichtiger Faktor, den man monetär bewerten muss.

Am Anfang haben wir das unterschätzt, da wollten wir alles machen. Aber man kommt dann schnell an den Punkt, an dem die Zeit auf keinen Fall reicht um auch nur Ansatzweise alles an Ideen umzusetzen.

Unser nächstes Projekt haben wir bereits in der Machen, ein eigener Wein mit eigenem Label, das wird sehr geil!

In Richtung eigene Etiketten und Events werden Wir mehr machen. Man wächst offline halt immer noch am besten. Die Leute lernen dich kennen, haben Vertrauen. Wenn das Vertrauen erstmal da ist, ist der Blindkauf sehr viel einfacher. Wein ist immernoch etwas, wo viele Leute sagen: „Da kenn ich mit nicht mir aus, deswegen kaufe ich nicht“ Aber warum? Kaufen, probieren, dann weistes! So einfach wie bei jedem anderen Lebensmittel auch.

Wein muss Spaß machen! Schmecken und Spaß machen!

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